And the Hebrew, sly and craven,
Round of shoulder, nose, and knee,
Slinks to the Exchange, unshaven
And intent on usury
– Wilhelm Busch (1872)German:
Und der Jud mit krummer Ferse,
Krummer Nas’ und krummer Hos’
Schlängelt sich zur hohen Börse
Tiefverderbt und seelenlos.
Kategorien: Alte antijüdische Stereotypen und Mythen
Tags: (Gier - Geld und Wucher), (Sündenbock), (Stereotypen),
DES DICHTERS SÜNDENBOCK
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Dieser Vers aus Wilhelm Buschs "Die fromme Helene" spiegelt ein gängiges Motiv des deutschen Antisemitismus wider: den Geldjuden oder die Gleichsetzung von jüdischen Menschen mit Geld und Wucher, Gier und parasitärem Finanzkapitalismus. Busch stellt diese Meinung in den Kontext der Weltsicht eines frommen Onkels, der seine Nichte vor der Verkommenheit der Großstadt retten will.
Das jüdische Volk wird als Ursache für gesellschaftliche Fehlentwicklungen wie Armut und Ungleichheit gesehen und zum Sündenbock für negative Aspekte des Kapitalismus gemacht.
Angriffe oder Verbrechen gegen Jüdinnen und Juden können von denen, die an diesen Mythos glauben, gerechtfertigt werden. Nazi-Deutschland enteignete jüdische Menschen und nutzte dieses Narrativ als Rechtfertigung für ihre Ermordung.
Diese Idee hindert die Menschen daran, Jüdinnen und Juden als Mitglieder der Gesellschaft anzuerkennen, als Menschen mit Menschenwürde und gleichen Rechten. Sie verhindert, dass die Menschen die realen wirtschaftlichen Beziehungen oder die Funktionsweise der kapitalistischen Wirtschaft und deren Geschichte verstehen. Sie verzerrt daher die gesellschaftlichen Debatten über die Wirtschaftspolitik in Richtung einer Politik gegen Gruppen, die als Volksfeinde identifiziert werden.
Die weit verbreitete Geschichte von Juden als mittelalterliche Wucherer ist ein Mythos. Es gab viele nichtjüdische Geldverleiher und Bankiers, und das katholische Verbot des Wuchers wurde nur mit kirchlichen Strafen sanktioniert und nie vollständig durchgesetzt. Das Vorurteil, dass jüdische Menschen besonders gierig seien, war jedoch bequem, um gegen jüdische Geldverleiher mobil zu machen. Wo die jüdische Bevölkerung nicht vom Handwerk oder der Landwirtschaft ausgeschlossen wurden, waren (und sind) sie in diesen Berufen tätig. Die große Mehrheit der Jüdinnen und Juden ist nicht reich.
Um dem Stereotyp vom “Geldjuden” zu begegnen, kann man darüber diskutieren oder den Vers als Beispiel verwenden. Wenn das Gedicht in einem Bildungskontext (oder einem anderen "öffentlichen" Kontext) verwendet wird, sollte es mit entsprechenden Hinweisen versehen werden. Es kann hilfreich sein, wenn möglich, Statistiken zu verwenden, um die Unrichtigkeit dieses Mythos aufzuzeigen.
QUELLEN
Busch, Wilhelm, Bildergeschichten, Die Fromme Helene, Erstes Kapitel
(Chapter 1 of “Die fromme Helene” by Wilhelm Busch)
Geldverleiher – Mittelalter 1
(article by Dr. Wolfgang Geiger about the prejudice of the medieval Jewish usurer)